Archiv für den Monat: April 2012

Im Land des Ararat – Armenien 2012

Heute wurde ein Bildbericht unserer Armenienreise, die wir Ende Mai machten, im Online-Standard unter dem Link

http://derstandard.at/1339639526683/Armenien-Im-Reich-des-Ararat

ins Netz gestellt.

Es war eine Reise durch ein wundervolles Land mit einmaligen Kulturgütern in einer prachtvollen Landschaft und mit besonders freundlichen Menschen. Es ist ein Land, das eine lange, wechselvolle und zeitweise sehr tragische Geschichte hat.

Da im Bildbericht des Standard nur ganz kurze Texte möglich waren, möchte ich diese durch einige kritische Bemerkungen ergänzen:

Als die Russen 1991 abzogen und Armenien selbstständig wurde, blieb ein bitterarmes Land zurück. Noch heute stehen in fast jedem der landschaftlich sehr schönen Täler ungeheure Industrieruinen, zerbröselnde Betonskelettbauten, rostige Eisenkonstruktionen, vergammelte Maschinen und Kräne, die niemand wegräumt. Es muss nach Abzug der Russen mit einem Schlag eine ungeheure Zahl von Arbeitslosen gegeben haben. Der trostlose Zustand der vielstöckigen russischen Plattenbauten und der kleinen Häuser in den Dörfern, die mühevoll mit Wellblech und verschiedenartigen Baumaterialien in bewohnbarem Zustand gehalten werden, lässt die große Armut der Bevölkerung erkennen und die offiziell angegebenen, niedrigen  Arbeitslosenzahlen als echte Manipulation erscheinen.

Die Hauptstadt Jerewan ist das große Aushängeschild des Landes, die Stadt präsentiert sich wie eine Weltstadt westlichen Musters, jede große, internationale Mode- und Kosmetikkette ist im Geschäftszentrum mit einem mondänen Shop vertreten. Das zeigt, dass es in Armenien doch einige Reiche gibt, die sich jeden Luxus leisten können.

Auf den Märkten in Jerewan und vor den vielen Sehenswürdigkeiten im Land werden zu günstigsten Preisen verschiedene Handarbeiten und typische Landesprodukte angeboten. Auf diese Art versucht die Bevölkerung, ein wenig Geld zu verdienen. Trotz ihrer Armut sind die Armenier sehr freundliche und stolze Menschen, die froh sind in einem freien Land zu leben und denen es trotz der Armut besser geht, als in großen Teilen des vergangenen Jahrhunderts.

Ganz Armenien ist von einem Netz überirdischer, armdicker Gasleitungen überzogen, die bis ins kleinste Dorf reichen. Geheizt und gekocht wird mit dem Gas, das Russland liefert. Die Verwendung von Gas geht so weit,  dass in vielen Dörfern auf den Dächern keine Rauchfänge zu sehen sind. Die vollständige Ausrichtung auf Gas macht Armenien total abhängig von Russland.

Zwiespältig sehe ich auch das Verhalten der reichen Auslandsarmenier. Sie bringen viel Geld ins Land,  zu einem Teil für große Prestigeobjekte, auf denen   der Name des Stifters “zu seinem Ruhme” für immer verewigt wird, und zum anderen Teil, für gewinnträchtige Investitionen, für die es von staatlicher Seite kaum Umweltauflagen gibt, wie im Falle einer Kupfermine, für die keinerlei Filteranlagen vorgeschrieben wurden. So scheint auch in Armenien die Korruption zu blühen, natürlich gilt auch dort, so wie bei uns in Österreich, die Unschuldsvermutung.

Ich vermisse Investitionen der reichen Auslandsarmenier in die Infrastruktur des Landes, die für die Bevölkerung wichtig wäre. Die öffentlichen Verkehrsmittel scheinen in einem erbärmlichen Zustand zu sein, wenn man die armenischen Autobusse russischer Provenienz sieht, die etwa 50 Jahre alt sind, und mit denen der öffentliche Verkehr des ganzen Landes flächendeckend bedient wird.

Abschließend möchte ich betonen, dass ich meine ganz persönlichen Eindrücke wiedergegeben habe, die sicher nicht allgemein gültig sind.

autobus