Türkei Mai 2010

27. Mai 2010

noch sitze ich vor meinem PC in Steyr, aber der Koffer für die Reise nach Ürkmez ist bereits gepackt. Nachdem ich im April das AKSIT KÜLTÜR Denk- und Literaturhaus kennen gelernt hatte, war ich davon so begeistert, dass ich beschloss, die Familie AKSIT in ihren Bemühungen um die große Bibliothek mit deutschsprachiger Literatur in Ürkmez zu unterstützen. Ich bat meine Freundinnen und Freunde, die sich in irgendeiner Form mit Literatur beschäftigen, um Buchspenden. Die Resonanz war großartig und so fliege ich übermorgen mit etwa 15 kg “Literatur” im Koffer in dieTürkei, um sie dort im Namen der SpenderInnen zu übergeben. Zuerst wollte ich die Bücher in einem Paket nach Ürkmez senden, das hätte über 165 Euro gekostet. Ich informierte mich daraufhin über Billigflüge  nach Izmir und ich  bekam die überraschende Information, dass der Flug nach Izmir hin und zurück, inklusive 20 kg Freigepäck, nur 145 Euro kostet. Da entschloss ich mich, die Bücher persönlich zu übergeben und bei dieser Gelegenheit einen Kurzurlaub in der Türkei zu machen.

30. Mai 2010

1. Juni 2010

9:50, sitze wieder im Internetkaffee in Ürkmez. Gestern besichtigte ich die Sehenswürdigkeiten von Selçuk. Es gibt dort ein kleines, aber feines Ephesos-Museum. Prunkstücke sind zwei sehr gut erhaltene Statuen der vielbrüstigen, ephesischen Artemis, beide sind behaengt mit den Hoden geopferter Stiere. Vom grossen Artemistempel, der als eines der sieben Weltwunder der Antike galt, ist nicht mehr viel zu sehen, ……….nur eine hohe Saeule zeugt von verschwundner Pracht, auch diese schon geborsten, kann stürzen über Nacht. Der Rest ist undurchdringliches Gestrüpp. Anschliessend kam ich zur Isa Bay Moschee, die um 1375 n. Ch. erbaut wurde.

Durch einen schoenen Vorhof, umragt von maechtigen Mauern, erreichte ich den Eingang der Moschee, deren Inneres sehr schlicht gehalten ist. Auffallend sind die maechtigen Saeulen, welche die beiden Kuppeln tragen, sie stammen aus den Hafenthermen von Ephesos. Anschliessend stieg ich hinauf zum Zitadellenhügel, auf dem die Reste der Johanneskirche zu sehen sind, die von Kaiser Justinian im 6. Jhdt. über dem angeblichen Grab des Evangelisten Johannes erbaut wurde. Viele schoene Saeulen und Eingangstore sind zu sehen. Die sehr geschniegelt wieder aufgebauten Teile, an denen man den Beton sieht, passen nicht ins Bild. Das Kastell selbst war wegen Baufaelligkeit nicht zu betreten –  schade.

17:45, sitze wieder im Internetkaffee. Heute war ich  zum zweiten Male in Klaros. Das Wasserstand im Ausgrabungsbereich war diesmal um einen Meter niedriger und dadurch war das Erlebnis dieser antiken Staette noch beeindruckender als vor vier Wochen. Bei der Rückfahrt wurde im Dolmusch eine Aussentemperatur von 35 Grad angezeigt, dennoch war es recht angenehm, da staendig vom Meer her ein leichter Wind wehte. Am Nachmittag machte ich einen kleinen Schwumm im Meer. Als ich letztes Mal nachhause kam, fragten alle sofort: Na, warst du im Meer, welche Temperatur hat es? Diesmal kann ich antworten: Ja, ich bin geschwommen und das Wasser hatte eine angenehme Temperatur von 21 Grad.

2. Juni 2010

Auf mich wirkte Priene strenger und monumentaler als Ephesos. Besonders beeindruckend sind der Athenatempel und das quadratische, guterhaltene Bouleuterion (Sitzungsraum des Magistrates). Leider fand ich nicht das Untere Gymnasium, das  eine Besonderheit aufweist, dort haben sich die marmorne Waschtroege mit loewenkoepfigen Wasserspeiern erhalten, ausserdem verewigten sich an den Waenden einige hundert Schüler mit Graffitis. Am Nachmittag war es wieder sehr heiss und müde trat ich um 15:00 die Rückfahrt an.

3. Juni 2010

Vom Theater ist wenıg erhalten, die Sitzbaenke sind nicht mehr zu sehen, nur Teile der oberen, überwoelbten Galerie stehen noch. Die Stadt muss sehr gross gewesen sein, da Hafen, Theater, Odeon und Dionysostempel jeweils einige hundert Meter voneinander entfernt liegen. Im ehemaligen Stadtgebiet haben die Bauern ihre Felder, die von Steinwaellen umgeben sind. Das dürften alles Bausteine der antiken Haeuser sein, die beim Ackern herausgerissen und am Rande der Felder deponiert wurden.

19:40, soeben habe ich erfahren, dass sich mein siebenjaehriger, spanischer Enkel Hugo beim Fussballspielen ein Bein gebrochen hat, einen Gips traegt und auf Krücken geht. Mir geht es zurzeit besser, ich geniesse, es trotz meiner 73 Jahre drei, vier Stunden am Tag herumwandern zu koennen, ohne dabei irgendwelche Beschweren zu haben.

5. Juni 2010

Spanien 2010

der Weg
Kathedrale in Santiago

2. Februar 2010

Vor Monaten suchte ich nach einer neue Herausforderung und ich beschloss, den “Mozarabischen” Jakobsweg zu gehen und weiter von Merida bis Santiago de Compostela. So werde ich Montag, 8. Februar, nach Malaga fliegen und mein Sohn Walter wird mich zwei Tage später nach Granada bringen, wo ich diese etwa siebenwöchige Wanderung beginnen werde. Die Vorbereitungen laufen bereits auf Hochtouren.

4. Februar 2010

Heute befasse ich mich intensiv mit der Gestaltung dieser Seite der Homepage. Ich habe aber noch Probleme und daher brauche ich ein weiteres Gespräch mit Erwin Kargl, meinem Homepageberater. Mein Rucksack ist großteils gepackt. Am Dienstag spendete mir mein Freund Alois Dinböck, Pfarrer von Christkindl, den Pilgersegen, so wie vor meiner Radwallfahrt 2002, die mich in 42 Tagen über eine Strecke von mehr als 3.000 km von Christkindl nach Santiago führte.

In den letzten Tagen bekam mein “Jakobsweg” zusätzliches Gewicht. Ich erfuhr, dass meine Schwester schwer erkrankt ist. Ich werde sie im Geiste mitnehmen nach Santiago, mit Ihren Sorgen und Leiden, aber auch mit ihren Wünschen. Hoffnungen und Träumen.

9. Februar 2010

Strand vor Almuñecar
ABD EL-RAHMAN

Ich bin gestern gut bei meinem Sohn in Almuñecar, Spanien, angekommen. Mit dem PC habe ich Schwierigkeiten, mir kommt alles “spanisch” vor. Hoffentlich kann ich am Camino Berichte in meiner Homepage absetzen. Waehrend des Fluges ueber die Alpen hatte ich herrliche Sicht, alle Berge bis zu den Oetztaler Alpen (Vernagtstausee) konnte ich identifizieren. Hier in Spanien ist es jetzt wesentlich waermer als in Oesterreich, untertags betrug die Temperatur etwa 15 Grad und am Nachmittag schien sogar die Sonne.

Heute ist das Wetter sonnig und warm. Ich ging in der Stadt herum und fotografierte das Denkmal von ABD AL-RAHMAN I. Er war der letzte Ueberlebende der Omeyaden-Dynastie und landete im Jahre 755 n.CH. als erster Araber in der Gegend von Almuñecar. Er gruendete das Emirat Cordoba.

10. Februar 2010

Heute ist es stark bewoelkt, aber angenehm warm, manchmal fallen einige Regentropfen. Fuer heute am Abend habe ich Walter und seine Familie zum Abendessen in ein Lokal eingeladen, da ich morgen aufbreche. Ich werde um 7:30 mit dem Autobus nach Granada fahren. Der Busbahnhof liegt drei Kilometer ausserhalb des Zentrums von Granada in Richtung meines Tageszieles. Da ich vor Jahren mit Uschi eine Woche zum Spanischstudium in Granada verbracht habe, werde ich morgen nicht ins Zentrum zurueckgehen, sondern mich vom Busbahnhof weg auf den Weg nach Pinos Puente, meinem Tagesziel, machen.

Ich bin neugierig, ob ich am Weg PCs finden werde, um Berichte in die Homepage stellen zu koennen. Technisch wird es fuer mich kein Problem sein. Anders ist es mit Fotos. Voraussichtlich werde ich den Berichten keine Fotos hinzufuegen koennen, es ist zu schwierig, auf einem fremden PC, der noch dazu in spanisch programmiert ist, Fotos herunterzuladen und ins Netz zu stellen.

ein schoener, spanischer Bau
das Tor an der Bruecke

11. Februar 2010

Sitze in einem Internetkaffee in Pinos Puente, es ist ein sehr netter Ort, ohne grosse Bausuenden, typisch spanisch. Ich ging von Busbahnhof in Granada, die Route suchend, Menschen fragend, nach ATARFE. Dort fruehstueckte ich etwa um 11:00. Am weiteren Weg begann es zu regnen. Meine Schwiegetochter Merche hatte mir um 6:00 morgens, als ich in Almuñecar aufbrach, einen Knirps zugesteckt, der nun den Dienstantritt hatte. Zeitweise regnete es so stark, dass ich mich unterstellen musste. Um 1:00 kam ich in Pinos Puente an und ich quartierte mich im Hostal “Montserrat” ein, das der Fuehrer beschrieb. Ich hatte keinerlei koerperliche Probleme, die heutige Strecke zu bewaeltigen.Morgen wird ein entscheidender Tag. Die Etappe fuehrt ueber 37 km mit etwa 800 m Hoehenunterschied. Es gibt keine gesicherten Ueberrnachtungsmoeglichkeiten. Das Hotel in Los Olivares ist geschlossen. Vielleicht kann ich in einem Casa rurale in Moclin uebernachten. Sollte ich kein Quartier finden, dann muss ich die Strecke durchgehen mit dem Risiko, dass ich dann vielleicht ko. bin und die Tour abbrechen muss. Ich kann nur das Besten hoffen.

PS.: Das Schreiben ist sehr muehsam, da die Tastatur sehr schwergaengig ist!

oben am Berg: Moclin

12. Februar 2010

Sitze in einem Internetcafé in Alcalá la Real, aus den Lautsprechern droehnt laute Musik und die Luft ist schwer vom Zigarettenrauch. Heute ist ein ganz extremer Tag. Bereits um 7:30 ging ich in Pinos Puente bei voelliger Dunkelheit weg. Um 8:30 kam langsam die Sonne ueber den Horizont heraufgekrochen, durch endlose Olivenhaine suchte ich bei strahlendem Sonnenschein meinen Weg. Irgendwo stimmten die oertlichen Gegebenheiten nicht mit den Angaben im Fuehrer ueberein, sodass ich nicht den richtigen Weg fand und dreieinhalb Stunden bis Los Olivares brauchte. Dort machte ich in einer Bar Rast, bevor ich den steilen Anstieg, 400 Hoehenmeter, nach Moclin in Angriff nahm. Durch den starken Regen am Vortag war der lehmige Boden so aufgeweicht, es blieb so viel Lehm an meinen Schuhe kleben, dass ich kaum gehen konnte. Mit grosser Muehe erreichte ich in 1 1/4 Stunden ziemlich erschoepft Moclin. Da ich kein Quartier fand und noch 25 km gehen haette muessen, bestellte ich mir in einer Bar ein Taxi, das mich nach Puerto Lopé brachte und von dort fuhr ich mit dem Bus zum heutigen Tagesziel. In einem Hostal, das der Fuehrer empfahl, fand ich ein sehr einfaches Zimmer. Ich stellte mich unter die heisse Dusche, legte mich ins Bett und schlief ein. Ich staunte nicht schlecht, als ich aufwachte, lag heftiges Schneetreiben ueber der Stadt und jetzt liegen schon 10 cm Schnee in den Strassen. Ich bin neugierig, wie es morgen weiter geht.

Schneefall in Alcalá la Real
die Landschaft
so sehen un befestigte Strassen und Wege aus

13. Februar 2010

Waehrend der Nacht ging der Schneefall in Starkregen ueber und die Wolken hingen bis in die Stadt herunter. Eingedenk der schlechten Erfahrungen mit den aufgeweichten und schlammigen Steigen und Wegen entschloss ich mich schweren Herzens mit dem Autobus nach Almuñecar zurueckzukehren, um dort auf Wetterbesserung zu warten. Am Vortag drohten manchmal die Schuhe im aufgeweichten Erdreich stecken zu bleiben.

die Kirche aus dem 16. Jhdt.
Enkelin Ana
Enkel Hugo – beide als Katzen

14. Februar 2010 – Sonntag

15:00, heute habe ich Ruhetag in Almuñecar. Waehrend der vergangenen Nacht regnete es sehr stark, derzeit macht der Regen Pause, aber es ist sehr kuehl. Um 9:00 besuchte ich die Messe in der Hauptkirche. Anschliessend machte ich mit Walter einen zweistuendigen Trainingmarsch an der Kueste in Richtung Herradura. Danach trafen wir uns mit dem Rest der Familie, einschliesslich den Schwiegereltern, in einer Bar, die bekannt ist, fuer ihre umfangreichen Tapas, die kostenlos zu einem Caña (Glas Bier, etwa 1/4 Liter) serviert werden. Zum ersten Glas gab es etwas Paella mit je einer groesseren Gamba in Schale und einer Miesmuschel, zum zweiten Glas ein kleines Wuerstchen, ein Spiegelei und Pommes frittes und zum dritten Glas reichte man uns ein warm aufgebaehtes Weckerl gefuellt mit Kaese und Schinken. Danach waren wir satt und hatten somit zu Mittag gegessen.

18:15, ich fasste jetzt den Entschluss, am Dienstag, also uebermorgen mit dem Autobus nach Cordoba und weiter nach Merida zu fahren. Die Wettervorschau fuer die kommenden acht Tage ist ganz schlecht, es wird immer Regen geben, nur an einem Tag duerfte sich etwas Sonnenschein ausgehen. Ich fuerchte nicht sosehr den Regen, als die aufgeweichten Wanderwege, deren klebriger Lehm an den Schuhen haften bleibt und das Gehen sehr behindert.Wenn die Verhaeltnisse einigermassen sind, dann werde ich gehen und, wenn die Wege ganz schlecht sind oder der Regen zu extrem wird, dann werde ich Teilstrecken mit dem Autobus fahren. Santiago will ich jedenfalls irgenwie erreichen.

PS.: Wenn mir jemand Mails senden will, ich kann sie in einem Internetcafé lesen und auch beantworten.

dennoch gibt es Blueten

15. Februar 2010

13:30, wieder regnete es die ganze Nacht, am Vormittag machte der Regen Pause, aber jetzt hoere ich schon wieder, wie die Regentropfen auf die Fliesen der Terrasse klatschen. In vielen Gegenden der Erde waeren die Menschen gluecklich, wenn es Regen gaebe.

16. Februar 2010

9:20, sitze in einem Internetraum des Busbahnhofes von Granada. Seit gestern 16:00 regnet es wieder ununterbrochen, in der Nacht sogar sehr massiv. Heute am Morgen verliess ich um 6:30 Almuñecar, Walter brachte mich mit dem Auto zum Busbahnhof, da es so stark regnete. In einer halben Stunde fahre ich mit dem Bus nach Sevilla und weiter nach Mérida.Von dort werde ich wieder versuchen zu gehen, wenn es die Verhaeltnisse zulassen. Mérida ist eine sehr interessante Stadt, da es viele gut erhaltene Bauten aus der Roemerzeit gibt. Vielleicht uebernachte ich zweimal und sehe mir die Stadt genauer an.

Ueberschwemmtes Land
Die Roemische Bruecke
Moderne Architektur in Mérida
Die Reste des Aquaduktes

17. Februar 2010

17:10, ich sitzte in der Staatsbibliothek der Extremadura, eines Teilstaates von Spanien. Nachdem ich mich gestern und heute an verschiedenen Stellen um einen Internetzugang bemueht habe, ist es mir jetzt gelungen.

 

Da es in den vergangenen Tagen immer regnete, fuhr ich gestern um 6:30 von Almuñecar mit dem Bus nach Granada. Um 10:00 ging es weiter nach Sevilla. Wir fuhren durch endlose Olivenplantagen, dazwischen manchmal gruene Wiesen und Getreidefelder, die aber in den ebenen Teilen wegen der starken Regenfaelle oft unter Wasser standen.

In Sevilla wechselte ich mit einem Taxi zu einem anderen Busbahnhof. Auf der Fahrt fasste ich den Entschluss diese prachtvolle Stadt einmal fuer laengere Zeit zu besuchen. Um 14:00 bestieg ich den Bus nach Mérida. Diesmal bot sich Spanien von einer ganz anderen Seite. Am Beginn der Fahrt lagen rechts und links der Strasse saftig gruene, eingezaeunte Wiesen, auf denen Rinder weideten, auch einige schwarze Stiere konnte ich sehen. Auf diese Wiesen folgte huegeliges Gelaende mit lichten Steineichenwaeldern und vor Mérida wurde die Gegend sehr flach, alles war, soweit das Auge reichte, mit Wein bepflanzt. Die Stoecke hatten eine Hoehe von nur 30 – 40 cm, es gab keinerlei Gestaenge, an dem sich die Reben im Sommer aufranken koennen. In Merida ging ich ueber die “Roemische Bruecke”, die etwa einen Kilometer lang ist, ins Stadtzentrum. Ich fand schnell ein ganz nettes Zimmer in einem sehr spanischen Haus. Die Suche nach einem Internetlokal blieb erfolglos.

Heute durchstreifte ich die Stadt kreuz und quer und suchte dabei wieder das Internet. Ueberall in der Stadt findet man Relikte der Roemer, war doch Mérida damals die bedeutendste Stadt Spaniens, heute wird es sogar als das Rom Spaniens bezeichnet. Laut Wetterbericht soll es morgen nicht mehr regnen, ja, es soll sogar Sonnenschein geben, und so werde ich mich auf den Weg machen.

Fotos kann ich heute nicht hineinstellen, aber ich werde diese nach meiner Rueckkehr beifuegen.

Am Staudamm der Proserpina
Selbstportrait
In diesem casa rural muss man uebernachten!

18. Februar 2010 – Donnerstag

17:45, das sind die Tuecken des Internets. ich hatte den heutigen Bericht fast schon fertig, da wurde ich ausgeloggt und alles war weg. Ich mache daher nur ein Kurzmitteilung. Ich bin ohne Regen von Merida nach Aljucén gewandert. Nach einigen Problemen fand ich ein sehr interessantes Quartier. Leider regnet es wieder in Stroemen. Es ist wie verhext. Ein genauerer Bericht ueber diesen interessanten Tag wird folgen, wenn ich wieder eine Verbindung habe, die mich nicht einschraenkt.Jetzt folgt er:

Von meinem Quartier in Mérida ging ich zu den imposanten Resten des, roemischen Aquadukt, ueber eine alte Bogenbruecke ueberquerte ich einen kleinen Fluss und auf einer Ausfallstrasse in Richtung meines Zieles Aljucén ging es weiter, Kreisverkehre behinderten mich immer wieder. Der Weg fuehrte mich zum Stausee der Proserpina, dem groessten bekannten Stausee, den die Roemer bauten. Die Staumauer ist etwa 600 Meter lang und vielleicht 20 Meter hoch. zuerst ging ich entlang des Staussees und dann hinein in die lichten Steineichenwaelder, in denen immer wieder Rinder weideten. Der Weg war schwierig zu finden, da die gelben Markierungspfeile auf den Baumrinden schon stark verwittert waren. Mein Orientierungssinn und die Erfahrungen im Alpenverein machten es dennoch moeglich, mein Ziel zu erreichen. In Aljucén erkundigte ich mich beim Brieftraeger nach dem Casa rural, in dem ich uebernachten wollte. Es ist die einzige Uebernachtungsmoeglickeit in diesem Ort. Der Brieftraeger erklaerte mir, es sei geschlossen. Ich war desperat, was sollte ich tun? Ich fragte noch eine blonde, mittelalterliche Frau, die aus einem Haus kam, nach einem Quartier. Da sie mein spanisch nicht verstand, einigten wir uns auf englisch als Verstaendigungssprache. Sie sagte mir, dass die Hausfrau des Casa rural in Merida sei und rief sie per Handy an. Sie bekam die Anweisung das Haus aufzusperren und mir das Zimmer Primavera zuzuweisen. Ich war ueber diese Loesung sehr gluecklich und erkundigte mich noch, warum die Dame so gut englisch spreche, sie erklaerte mir, sie komme aus Schottland und sie habe mir ihrem Mann vor Jahren hier einen Cortijo gekauft und sie leben seither in diesem kleinen spanischen Ort. Welch ein Zufall, dass ich gerade sie ansprach.Ich nahm eine heisse Dusche, legte mich nieder und schlief ein. Nach einer Stunde rumorte es in meinem Zimmer und die Hausfrau brachte einen kleinen elektischen Heizkoerper. Als ich aufstand, hatte sie im Aufenthaltsraum in einem eisernen Oeferl ein Holzfeuer entfacht, das jetzt munter dahin brabbelte und wohlige Waerme verstrahlte. Sehr fuersorglich! Danach lieh sie mir ihren Laptop, mit dem ich die Verbindungsschwierigkeiten hatte.

Das Abendessen bereitete sie mir fuer 20:00 zu, eine “Sopa de Peregrino” a la Annalena, so hiess sie mit dem Vornamen. Das Rezept stelle ich auf Anfrage gerne zur Verfuegung. Anschliessend bekam ich gegrilltes Kalbfleisch mit Tomatenspalten und Weissbrot. Als Abschluss gab es Kaese. Dazu bekam ich Wasser und einen halben Liter Rotwein aus der Gegend. Nach dem Essen lag ich noch eine Stunde vor dem Ofen, die Strahlungswaerme und das Geraeusch des brennenden Holzes geniessend. Mein Leben lang traeumte ich von einem offenen Kamin im Wohnraum, doch dieser Wunsch erfuellte sich nie.

…und wieder reichlich Wasser am Weg
Hier musste ich die Schuhe ausziehen!
Das Kloster

19. Februar 2010 – Freitag

15:00, sitze im Gemeindezentrum von von Alcuéscar. Heute am Morgen fruehstuekte ich in einer Bar in Aljucén und startete meine Wanderung um 8:05. Nach einer halben Stunde hatte ich die Zivilisation verlassen und ich tauchte ein in die schuetteren Steineichenwaelder, die mich mehr als vier Stunden nicht mehr ausliessen, Stunden in denen ich kein Haus und keinen Menschen sah, dafuer viele Rindviecher, viel Wasser in Form von Rinnsalen, Baechen und Tuempeln. Ausserdem lagen viele, grosse gerundete Granitsteine in der Gegend herum, wie sie bei uns im Waldviertel zu finden sind. Oft musste ich mir aus Steinen eine Furt bauen, um ein querendes Baechlein ueberwinden zu koennen. Aber ploetzlich versperrte ein ordentlicher Bach die Strasse. Was sollte ich tun? Es blieb mir nichts anderes uebrig, trotz der Kaelte zog die Schuhe und Socken aus, radelte die Hose uebers Knie hinauf und watete mit den Schuhen in den Haenden durch den Bach. Ich hatte die Tiefe unterschaetzt, meine Hose wurde bis zu den Oberschenkeln herauf nass. Am anderen Ufer trocknete ich mir die Fuesse mit einem kleinen Handtuch ab, das ich, Gott sei Dank, in meinem Waschzeug hatte, und zog die Schuhe wieder an. Wenn man in diesen Zeiten die Extremadura durchwandert, bekommt man den Eindruck, das sei die wasserreichste Gegend Spaniens.

Nach 19 Kilometern kam ich muede in Alcuéscar, in der Congregación de los Hermanos de Maria y los Pobres an. Diese Bruderschaft bietet hier die einzige Uebernachtungsmoeglichkeit, ein winziges kaltes Zimmer und Wasch- und Duschmoeglichkeit in einem kalten Gemeinschaftsbad. Abends gibt es eine Gemeinschaftsmesse und ein gemeinsames Essen mit dem Moenchen (so glaubte ich). Der Bericht darueber wird folgen.Nachtrag am Montag den 22. Februar:Um 19:00 besuchte ich die Messe in einem Nebengebaeude, in dem ein Pflegeheim fuer koerperlich und geistig Behinderte untergebracht ist. Am Ende der Messe rief mich der Priester hinaus zum Altar, hielt mir eine Ansprache in spanisch und gab mir den Segen. Anschliessend fuehrte man mich ins Haupthaus und servierte mir in einem kleinen Speiseraum, in dem ich mutterseelenalleine saß, das Abendessen: Suppe mit Nudeln und verschiedenen Meeresfruechten, einen ganzen Topf voll, Eierspeisomelett mit gemischtem Salat, Brot und einem Apfel. Als Getraenk gab es ein fuerchterlich nach Erde schmeckendes Wasser und einen halben Liter Rotwein. Nach dem Essen ging ich noch in die gegenueberliegende Bar auf ein Glas Rotwein und ein Stamperl Orucha (diser Schnaps entspricht dem Grappa oder unserem Trebernschnaps), um mich fuer eine kalte Nacht in der Klosterzelle aufzuwaermen. Beides zusammen kostete nur zwei Euro. Ein wolkenloser Abend versprach einen schoenen kommenden Caminotag.
Raureif
…und wieder viel Wasser am Weg!
Die schwarzen, eichelfressenden Weideschweine
Hirte mit Hund und seinen Schafen
Wieder eine kleine Roemerbruecke
Die Herberge in Aldea del Cano

20. Februar 2010 – Samstag

Diesen Bericht schreibe ich am 22. Februar in Caceres in der Stadtbibliothek. und herlaufen, um nach einer Moeglichkeit fuer das Weiterkommen zu suchen, wenn wieder ein Bach oder ein Tuempel den Weg versperrte. Mannchmal konnte ich auch aus Steinen eine Furt bauen. Einmal wollte ich einen Tuempel an einer angrenzenden Mauer umklettern, rutschte aber mit dem rechten Fuss ab und stand wieder einmal bis zur Wade im Wasser. Trotz dieser Schwierigkeiten erreichte ich mein Ziel Aldea del Cano. Ich holte mir in der Bar “Las Vegas” den Schluessel fuer die Herberge und quartierte mich dort ein. Es war eine sehr schoene Herberge und hatte zum Glueck einen kleinen elektrischen Heizluefter, den ich sofort in Betrieb nahm.

Um 18:30 besuchte ich die Abendmesse in der oertlichen Kirche, ein interessanter Bau am Uebergang von der Romanik zur Gotik mit netten Barockaltaeren. Zum Abendessen ging ich wieder in die Bar und ass das angebotene Menue. Das Wetter sah nicht schlecht aus, aber alle prophezeiten mir, dass es morgen fuerchterlich regnen werde. Der Wirt sagte mir, ich muesse auf der Asphaltstrasse gehen, da der markierte Camino wegen des vielen Wassers nicht passierbar sei. Ich verbrachte dank des Heizluefters und zweier flauschiger Decken eine recht angenehme Nacht.
Mittelalterliche Gebaeude im Altstadtzentrum

21. Februar 2010 – Sonntag

In der Nacht oeffnete der Himmel seine Schleussen, es begann in Stroemen zu regnen. Am Morgen regnete es leicht und ich beschloss die kurze Etappe bis Valdesalor auf der Asphaltstrasse zu gehen und von dort mit dem Bus nach Carceres zu fahren. Die Bar hatte noch nicht offen und so machte ich mich ohne Fruehstueck auf die etwa 12 Kilometer lange Strecke nach Valdesalor. Ich war etwa 300 Meter gegangen, als der Wirt der Bar mit seinem Auto neben mir stehen blieb und mich fragte, ob ich nicht mit ihm nach Caceres fahren wollte. Ich nahm das Angebot freudig an, da das Wetter ja sehr unsicher war. Am Rande der Altstadt von Caceres liess er mich aussteigen. Von dort strebte ich der Piazza mayoral zu, um mich einmal zu orientieren. Dort fruehstueckte ich und begab mich dann zur staedtischen Herberge, wo man mir ein Bett in einem Vierbettzimmer zuwies, das ich aber alleine bewohnen konnte. Das Zimmer hat eine Heizung und weisses Bettzeug, aber keine Handtuecher und die Uebernachtung ist fuer ein Bett in einem Vierbettzimmer mit 16 Euro relativ teuer.Kaum war ich dort, fing es wolkenbruchartig mit Blitz und Donner zu regenen an. Am Nachmittag regnete es nur leicht und ich machte einen Stadtrundgang. Caceres hat viele mittelalterliche Kirchen und Palaeste. Am Abend begann es wieder stark zu regnen. Wo soll das hinfuehren? Wie wird es mit meinem Camino weitergehen?

Mittelalterliche Zisterne
Carceres – Stadt der Stoerche
Plaza mayor – Rathaus

22. Februar 2010 – Montag

13:00, sitze, wie schon erwaehnt in der Stadtbibliothek von Caceres. In der Nacht wachte ich um 2:00 auf, der Wind verfing sich irgenwo im Gebaeude und heulte wie ein Schlosshund auf und ab, der Regen klatschte mit Wucht auf die Fliesen vor der Herberge und ein Mann im Nebenzimmer schnarchte, dass die Wand bebte. Das Schoene am Zimmer war aber, dass es beheizt war und so stellte ich mich am Morgen mit Genuss unter die Dusche, um den leicht fischigen Geruch, den ich an mir merkte, zu entfernen. Ich muss zugeben, in den vergangenen drei Tagen konnte ich mich wegen der grossen Kaelte nicht zum Duschen entschliessen. Den heutigen Tag werde ich in Caceres verbringen und morgen versuche ich mit dem Bus nach Santiago zu fahren. Wenn drei Tage ohne Regen die Wassersituation am Weg nicht verbessern konnten, dann muesste es sicher eine Woche Schoenwetter geben, um die Wege wieder gut begehbar zu machen.

17:25, es ist nur Regen in Aussicht und so habe ich den Entschluss gefasst, das Handtuch zu werfen und morgen mit dem Autobus nach Santiago zu fahren. Ich bin ein wenig traurig, weil es mir gut geht und mir nichts weh tut. Aber der Weg fuehrt in den naechsten Etappen abseits von Fahrstrassen und da habe ich dann keine Alternative, wenn ich nicht weiterkomme.

Die Kathedrale
Die staedtische Herberge
Blick zur Altstadt
Detail aus Carceres

23. Februar 2010 – Dienstag

17:20, sitze wieder in der Stadtbibliothek von Caceres. Nachdem ich gestern den Bericht in die Homepage gestellt hatte, ging ich in 50 Minuten zum Busbahnhof. Es begann wolkenbruchartig zu regnen und ich wurde trotz Merches Schirm bis zu den Oberschenkeln herauf nass. Am Busbahnhof kaufte ich die Fahrkarte nach Santiago de Compostela, sie kostete 40,00 Euro. So fahre ich heute um 22:30 mit dem Bus ab und ich werde morgen um etwa 9:00 in Santiago sein. Damit erspare ich mir sogar die Kosten fuer eine Uebernachtung.Heute am Morgen erklaerte man mir in der Herberge, dass ich das Zimmer bis 12:00 zu raeumen habe, schade, ich wollte mich am Nachmittag nochmals auf ein Schlaefchen niederlegen. Um 9:00 wanderte ich von der Herberge weg und ich hatte als Ziel einen kleinen Berg bei Caceres, der einen schoenen Ausblick ueber die Stadt und das umgebende Land bieten soll. Am Gipfel dieses Berges liegt weithin sichtbar das “Santuario de la Virgen de la Montaña”. Das Wetter zeigte sich wechselhaft, manchmal sah ich die Sonne, aber ein scharfer, kalter Wind aus Suedosten war unangenehm. Eine Stunde ging ich zu diesem Heiligtum auf der Asphaltstrasse hinauf. Am Rueckweg fand ich eine Abkuerzung, die nicht asphaltiert war, sofort hatte ich wieder mit Schlamm und Wasser am Weg zu kaempfen. Zurueck in der Herberge, es war etwa 13:00, bestellte ich mir einen grossen Salat und ein Bier, natuerlich war es wieder sehr klein (Caña). Ich wollte dort bis etwa 17:00 warten, um dann hierher zum Internet zu gehen. Etwa um 14:00 schlief ich im Gastraum, am Sessel sitzend, ein. Ploetzlich stubbste mich etwas, ich wachte auf – die Wirtin stand vor mir und reichte mir den Schluessel fuer das Zimmer, das ich am Morgen verlassen musste. Ich war sehr positiv ueberrascht, ging ins Zimmer, das Bett war noch gar nicht gemacht, legte mich nieder und schlief bis 4:00. Am Weg in die Bibliothek begann es wieder wolkenbruchartig zu regen, in einem Café wartete ich das Aergste ab. Jetzt werde ich noch ein wenig in der Bibliothek herumsitzen, da es hier sicher angenehmer zu warten ist als am Busbahnhof.

Mein Zimmer in der PENSION GIRASOL
Restaurant und Bar der Pension – modern gestaltet
Der beste Pulpo meines Lebens – Victoria Bar kocht vorzueglich
Vor der Kathedrale…..
….und in der Kathedrale
Hauptaltar

24. Februar 2010 – Mittwoch

16:30, sitze in einem Internetlokal in Santiago de Compostela. Nachdem ich gestern meinen Bericht aus der Bibliothek in Caceres abgesandt hatte, wollte ich mich dort noch ein wenig aufhalten (die Raeume waren schoen warm), bevor ich zum Busbahnhof am Stadtrand wandern musste. Ich fragte beim Empfang, ob ich mir die Bibliothek ansehen duerfe, da sie sehr gross (dreistoeckig) und auch schoen war. Mit einer jungen Damen kam ich auf englisch ins Gespraech und sie war von meinem Interesse an der Bibliothek so begeistert, dass sie alles liegen und stehen liess, und fuer mich eine viertelstuendige Fuehrung machte, bei der sie mich ueber die ganze Bibliothek informierte. Danach stoeberte ich ein wenig herum und ich stellte fest, dass es auch deutschsprachige Literatur gab wie z.Bsp. Guenther Grass, Martin Walser, unsere Nobelpreistraegerin Elfriede Jelinek, Ingeborg Bachmann u. a. Ich vertiefte mich dann in ein sehr schoenes Kochbuch mit prachtvoller Ausstattung “Cuisine on the road to Santiago”. Vielleicht kaufe ich es, wenn ich wieder zuhause bin. Nach 19:00 macht ich mich auf den Weg zum Busbahnhof. Es regnete in Stroemen und der Wind blies sturmartig, sodass ich den Regenschirm nicht aufspannen konnte. Waschelnass erreichte ich nach einem 50-minuetigen Marsch den Busbahnhof. Dort sass ich dann bis zur Sperrstunde um 22:00 und ass eine Kleinigkeit. Um 22:30 fuhr der komfortable Reisebus ab. Bis Santiago wurde zweimal der Fahrer gewechselt und einmal machte der Bus eine Lulu-Pause von 20 Minuten. Um 8:30 erreichte ich Santiago und noch am Busbahnhof kaufte ich mir die Rueckfahrtkarte zu meinem Sohn Walter nach Almuñecar. Ich werde uebermorgen, also am 26. Februar, um 7:00 von Santiago nach Madrid fahren und von dort weiter nach Almuñecar, wo ich noch am selben Tag um 22:00 ankommen werde. Vom Busbahnhof wanderte ich ins Zentrum und suchte das Hostal Moure, in dem ich 2002 nach der Radtour und 2003 auf der Autofahrt mit Uschi uebernachtet hatte. Das Hostal wird aber gerade restauriert. In einem Dreisternhotel daneben verlangten sie fuer das Zimmer 70,00 Euro, was mir aber zuviel war. Zwei Haeuser weiter fragte ich wieder und bekam schliesslich ein sehr schoenes Zimmer mit Bad in der Pension”GIRASOL” um 35,00 Euro. Fuer Santiagoreisende moechte ich die genaue Adresse angeben und diese Pension somit empfehlen, sie liegt ganz im Zentrum:Pension Girasol, Santiago, Porta da Pena Nr. 4, www. hgirasol.com

Nachdem ich das Zimmer bezogen hatte, ging ich zur Kathedrale und was erlebte ich dort? Ich trat ein und man begann gerade das grosse Raeucherfass zu schwingen. Ich sah es noch nie und jeder Pilger bekommt es auch nicht zu sehen, da diese Zeremonie nur zu bestimmten Anlaessen vorgenommen wird. Ich war sehr beruehrt davon, dass ich wieder, nach acht Jahren, in dieser Kirche stehen konnte, die ich erstmals 2002 nach meiner 40-taegigen Radtour von Christkindl nach Santiago betreten hatte. Dieser schmale, hohe, romanische Innenraum ist wirklich beeindruckend und unvergesslich. Die Sage und die Abbildungen vom maurentoetenden Jakobus sind mir sehr zuwider, da der Apostel Jakobus sicherlich nie Mauren toetete, sondern bei der Rueckeroberung Spaniens durch die Christen sein Name fuer die Graeuel an den Arabern missbraucht wurde. Fuer mich ist diese Rueckeroberung einer der dunklen Punkte in der Machtgeschichte des Christentum. Um 12:00 wohnte ich der Pilgermesse bei und eine Nonne sang wie 2002 , sie hatte noch immer diesselbe schoene Stimme. Sehr stoerend empfand ich, dass es Leute gab, die waehrend der Messe immer wieder zum Kommuniongitter vorliefen und dort fotographierten, sogar mit Blitzlicht. Es ist mir unverstaendlich, dass diese Unsitte nicht von den vielen herumstehenden, weinrot gekleideten Aufsehern unterbunden wird. Da es dauernd massiv regnet, kam ich ziemlich nass in die Pension zurueck. Auch jetzt regnet es noch immer intensiv.

Santiago im Regen – bei Tag
Beweise fuer Wind und Regen
Santiago im Regen – bei Nacht
Romanische Exponate im Museum:

25. Februar 2010 – Donnerstag

Santiago,12:00, sitze wieder im selben Internetlokal wie gestern. Nach meiner Internetsitzung kam ich sehr nass in die Pension auf eine kurze Ruhepause zurueck. Anschliessend machte ich mich wieder auf den Weg, um Fotos unter dem Titel “Santiago bei Nacht und Regen” zu machen. Erich Froeschl, mit dem ich fast taeglich im Mailkontakt stehe, hat die Idee geboren, im Fruehjahr eine Ausstellung zu machen, deren Arbeitstitel derzeit “Schritte” lautet. Er hat vor, seine neuesten Werke zusammen mit Fotos meines kurzen, aber intensiven Caminos zu praesentieren. Vielleicht passen diese Regenfotos in die Ausstellung.

 

Waehrend der ganzen Nacht prasselte wieder der Regen auf die Fensterbretter und -scheiben, es klang zeitweise so hart, dass Hagel dabei gewesen sein haette koennnen, am Vormittag gab es Regenpausen. Jetzt war ich wieder in der Kathedrale und anschliessend im Dommuseum, das ich noch nicht kannte. Es zeigt einige interessante Exponate aus der fruehen Romanik.Was der Besuch von Santiago fuer mich bedeutet, moechte ich kurz erklaeren, es ist sicherlich nicht der Jakobuskult, wie er hier gepflegt wird. Ich kann mich noch genau erinnern, als ich 2002, nach 38 Tagen am Rad, vom Monte Gozo aus erstmal die Kathedrale von Santiago erblickte, hatte ich nur einen Gedanken, “Es ist vollbracht”, hatte ich doch damals wegen eines sehr grossen Anliegens diese strapazioese Radwallfahrt unternommen. Obwohl meine Abenteuer und Anstrengungen diesmal bei weitem, trotz Alterszuschlages, nicht so gross waren, betrat ich die Kathedrale gestern mit grosser Freude und innerlicher Erregung, so wie vor acht Jahren, um hier meine Sorgen und Bitten abzuladen. Der grossartige Innenraum, in dem seit mehr als tausend Jahren unzaehlbar viele Menschen ihre Gebete und Bitten dargebracht haben und auch heute noch darbringen, betont die hohe Spiritualitaet dieses Ortes, man spuert trotz aller herumrennenden und fotographierenden Menschen das Besondere diese Ortes.Am Abend ass ich in meiner Pension den besten Pulpo meines Lebens, Teile eines grossen Exemplares, butterweich und gut gewuerzt. Neben mir sass ein aelterer Herr (so wie ich!) und als ich mit Walter telefonierte, laechelte er. Es stellte sich heraus, dass es ein Deutscher aus der Gegend von Koeln war, der heute zurueckfliegt. Einmal im Winter muss er seine Yacht kontrollieren, die irgendwo an der Atlantikkueste liegt, und so fliegt er von Koeln nach Santiago und nach der Kontrolle wieder zurueck. Wir hatten anregende Gespraeche, er gab mir Rotwein aus seiner Flasche und ich bestellte fuer ihn einen cubito (Stamperl) Pacharan, den typischen gallizischen Digestif, den er nicht kannte.17.30, sitze wieder Internetlokal. Ich schrieb schon 10 Minuten, ploetzlich verschwand die Seite und jetzt sehe ich, dass der geschrieben Text weg ist, da ich ihn nicht abgspeichert hatte. Es regnet noch immer mehr oder weniger stark. Im lokalen Fernsehen war ein Bericht von Ueberschwemmungen im Gebiet von Santiago. Die beiden Tage in Santiago gehen zu Ende. Fuer morgen, 6:00, bestellte ich ein Taxi, das mich zum Busbahnhof bringen wird und um 22:00 werde ich wieder in Almñecar sein. Eine betruebliche Mitteilung muss ich machen, die weisse Stofftasche mit meinem Reisetagebuch und dem Credential ist verschwunden, wie, das ist mir unerklaerlich. Ich meldete den Verlust im Pilgerbuero, sollte das Tagebuch abgegeben werden, so bekomme ich es zugesandt. Gott sei Dank habe hier diesen Bericht in der Homepage, im Tagebuch waren noch zusaetzlich einige persoenlichere Anmerkungen. Es ist schade darum, aber es soll mir nichts Aergeres passieren.Als Quintessenz meines Unternehmens moechte ich sagen, der Camino ist nicht so gelaufen, wie ich es geplant hatte, wie ich es wollte. Wesentlich ist, dass ich die Frustration, die ich anfangs hatte, als 10 cm Schnee fielen, dichter Nebel im Gelaende lag und ich mehr oder weniger gezwungen war umzukehren, ueberwinden konnte und nun aus den Gegebenheiten das Beste machte. Man kann eben nichts erzwingen. Ich erlebte viel, ich sah viel und genoss das, was mir die Tage boten, das Land, die Menschen und natuerlich auch das Essen.

27. Februar 2010 – Samstag

13:55, ich sitze in Walters Wohnung in Almuñecar und habe gerade alle Fotos, die ich machte, durchgesehen. Das Wetter ist heute sonnig und warm, so, wie ich es mir in Spanien eigentlich vorgestellt hatte. Fuer Nordwestspanien, fuer die Gegend, aus der ich kam, wurden aber in Fernsehen fuer heute und morgen Unwetter mit massiven Regenfaellen angesagt.
Jetzt will ich mit den Eintragungen und Nachtragungen hier in der Homepage beginnen. Am Nachmittag des 25. Februars meldete ich, dass mir mein Reisetagebuch irgendwie abhanden gekommen ist. Als ich um 21:00 in meine Pension zum Abendessen kam, brachte mir die Patronin des Hauses mein Tagebuch. Die Besitzerin der Apotheke, die etwa 50 Meter von der Pension entfernt iliegt, kam zu ihr und fragte sie, ob ein Oesterreicher bei ihr abgestiegen sei, denn sie habe ein Buch gefunden, dem die Adresse eines Oesterreichers beilag. Als die Patroning bejahte, uebergab sie ihr das Buch. Ich bin gluecklich es wieder zu besitzen und erkenne wieder einmal, dass die Pharmazie in meinem Leben eine besondere Rolle spielt. Ich kann mir den Verlust nur so vorstellen, dass ich die Stofftasche schlecht am Gurt der Bauchtasche hatte. Zu der Zeit, als ich dort vorbei ging, herrschte ein arger Sturm, der mir den Regenschirm dauernd umdrehte, und beim Kampf gegen den Wind werde ich nicht bemerkt haben, dass die Tasche sich vom Gurt geloest hatte. Zum Abendessen bestellte ich mir eine Portion Pulpo gemischt mit Gambas, aber die Bedienung duerfte mich falsch verstanden haben, ich erhielt eine Portion Pulpo und eine Portion Gambas, zehn beachtlich schoene Stuecke. Mit Mueh konnte ich beides bezwingen, aber ein Orujo war danach unbedingt notwendig. Mit Orujo und Wein bezahlte ich 21,00 Euro.
Am naechsten Morgen stand, so wie bestellt, das Taxi um 6:00 vor der Tuere der Pension und brachte mich zum Busbahnhof. Der Bus startete puenktlich um 7:00, aber nach einigen Minuten staunte ich nicht schlecht, er nahm Kurs nach La Coruñja an der nordspanischen Atlantikkueste. Ich wusste nicht, dass die Busgesellschaft von Santiago nach Norden faehrt und dann erst nach Sueden, nach Madrid. In La Coruña stiegen zahlreiche Passagiere ein. Danach fuhr der Bus auch noch in die Staedte Lugo und Ponferrada hinein, wo wieder Fahrgaeste warteten, sodass dann fast alle Plaetze besetzt waren. Von Ponferrada ging es ohne Aufenthalt nach Madrid. Es war ein Bus der Superklasse mit WZ an Bord und mit einer Stewardesse, die waehrend der Fahrt kostenlos alkoholfreie Getraenke, Kaffee und Snaks servierte. Die Anfahrt der genannten Staedte und das Einchecken der vielen Fahrgäste brauchte seine Zeit, ausserdem hatte ich den Eindruck, dass die Fahrer, einmal wurde gewechselt, ganz gemuetlich in Richtung Madrid fuhren, sodass mich die grosse Sorge erfasste, ich koennte meinen Anschlussbus in Madrid versaeumen. Bei der Einfahrt nach Madrid, es war ja Freitagnachmittag, gab es zusaetzlich einen kilometerlangen Stau. Ich befuerchtete schon eine sinnlose Uebernachtung in Madrid. Um 15:00 sollte der Bus am Busbahnhof in Madrid eintreffen, aber er fuhr erst 25 Minuten spaeter ein, also fuenf Minuten vor Abfahrt meines Anschlussbusses. Ich suchte ganz nervoes im Gepaecksraum nach meinem Rucksack, fand ihn schliesslich und eilte zum angegebenen Abfahrtsbahnsteig, doch dort stand kein Bus nach Almuñecar. Ich wurde von einer Aenderung des Abfahrtsbahnsteiges informiert und fand schliesslich meinen Bus. Zwei Minuten nachdem ich eingestiegen war, fuhr er ab. Am Morgen gab es in Gallicien sehr schoenes Wetter, auf der Fahrt nach Madrid zogen Wolken auf und zwischen Madrid und Jaen begann es wieder zu regnen. 20 Kilometer vor Granada staute sich der Verkehr gewaltig, weil die vierspurige Autobahn auf je eine Spur in jeweils einer Richtung verengt worden war. Wir verloren im Staubereich gut eine Stunde. Bei der Einfahrt nach Granada gab es einen weiteren grossen Stau. Der Verkehr war von Madrid nach Sueden deshalb so stark, weil in Andalusien der kommende Montag ein zusaetzlicher lokaler Feiertag ist. Sehr muede erreichte ich um 23:30 nach 16,5-stuendiger Busfahrt Almuñecar, wo mich Walter mitder ganzen Familie am Busbahnhof erwartete. Da ich seit 28 Stunden ausser den Snaks im Bus nichts gegessen hatte, machte mir Walter noch ein Schinkenkaeseomelett und schnitt dazu ein paar Tomaten auf. Um 0:30 sank ich muede ins Bett.Abschliessend moechte ich mich bei Walter und Merche fuer die aufmerksame Betreuung waehrend meiner Aufenthalte in Almuñecar recht herzlich bedanken!

Auch auf der Rueckfahrt hat sich am Wasserstand nichts geaendert

2. Maerz 2010 – Dienstag

19:00, heute, am Tag vor meinem Rueckflug nach Oesterreich regnet es wieder in Stroemen und es ist auch kalt geworden. Ich sehe, Spanien ist auch nicht mehr das, was es einmal war!

20. März 2010 – Samstag

Gestern erschien in den Oberösterreichischen Nachrichten ein Interview mit mir über das “Spanienabenteuer”: http://www.nachrichten.at/oberoesterreich/steyr/art68,353645

 

Im Land des Ararat – Armenien 2012

Heute wurde ein Bildbericht unserer Armenienreise, die wir Ende Mai machten, im Online-Standard unter dem Link

http://derstandard.at/1339639526683/Armenien-Im-Reich-des-Ararat

ins Netz gestellt.

Es war eine Reise durch ein wundervolles Land mit einmaligen Kulturgütern in einer prachtvollen Landschaft und mit besonders freundlichen Menschen. Es ist ein Land, das eine lange, wechselvolle und zeitweise sehr tragische Geschichte hat.

Da im Bildbericht des Standard nur ganz kurze Texte möglich waren, möchte ich diese durch einige kritische Bemerkungen ergänzen:

Als die Russen 1991 abzogen und Armenien selbstständig wurde, blieb ein bitterarmes Land zurück. Noch heute stehen in fast jedem der landschaftlich sehr schönen Täler ungeheure Industrieruinen, zerbröselnde Betonskelettbauten, rostige Eisenkonstruktionen, vergammelte Maschinen und Kräne, die niemand wegräumt. Es muss nach Abzug der Russen mit einem Schlag eine ungeheure Zahl von Arbeitslosen gegeben haben. Der trostlose Zustand der vielstöckigen russischen Plattenbauten und der kleinen Häuser in den Dörfern, die mühevoll mit Wellblech und verschiedenartigen Baumaterialien in bewohnbarem Zustand gehalten werden, lässt die große Armut der Bevölkerung erkennen und die offiziell angegebenen, niedrigen  Arbeitslosenzahlen als echte Manipulation erscheinen.

Die Hauptstadt Jerewan ist das große Aushängeschild des Landes, die Stadt präsentiert sich wie eine Weltstadt westlichen Musters, jede große, internationale Mode- und Kosmetikkette ist im Geschäftszentrum mit einem mondänen Shop vertreten. Das zeigt, dass es in Armenien doch einige Reiche gibt, die sich jeden Luxus leisten können.

Auf den Märkten in Jerewan und vor den vielen Sehenswürdigkeiten im Land werden zu günstigsten Preisen verschiedene Handarbeiten und typische Landesprodukte angeboten. Auf diese Art versucht die Bevölkerung, ein wenig Geld zu verdienen. Trotz ihrer Armut sind die Armenier sehr freundliche und stolze Menschen, die froh sind in einem freien Land zu leben und denen es trotz der Armut besser geht, als in großen Teilen des vergangenen Jahrhunderts.

Ganz Armenien ist von einem Netz überirdischer, armdicker Gasleitungen überzogen, die bis ins kleinste Dorf reichen. Geheizt und gekocht wird mit dem Gas, das Russland liefert. Die Verwendung von Gas geht so weit,  dass in vielen Dörfern auf den Dächern keine Rauchfänge zu sehen sind. Die vollständige Ausrichtung auf Gas macht Armenien total abhängig von Russland.

Zwiespältig sehe ich auch das Verhalten der reichen Auslandsarmenier. Sie bringen viel Geld ins Land,  zu einem Teil für große Prestigeobjekte, auf denen   der Name des Stifters “zu seinem Ruhme” für immer verewigt wird, und zum anderen Teil, für gewinnträchtige Investitionen, für die es von staatlicher Seite kaum Umweltauflagen gibt, wie im Falle einer Kupfermine, für die keinerlei Filteranlagen vorgeschrieben wurden. So scheint auch in Armenien die Korruption zu blühen, natürlich gilt auch dort, so wie bei uns in Österreich, die Unschuldsvermutung.

Ich vermisse Investitionen der reichen Auslandsarmenier in die Infrastruktur des Landes, die für die Bevölkerung wichtig wäre. Die öffentlichen Verkehrsmittel scheinen in einem erbärmlichen Zustand zu sein, wenn man die armenischen Autobusse russischer Provenienz sieht, die etwa 50 Jahre alt sind, und mit denen der öffentliche Verkehr des ganzen Landes flächendeckend bedient wird.

Abschließend möchte ich betonen, dass ich meine ganz persönlichen Eindrücke wiedergegeben habe, die sicher nicht allgemein gültig sind.

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